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Ina zockt… Agra

Ein paar Gedanken zu Agra von Quined Games:

Auf der Messe konnte ich nicht daran vorbei gehen. Bisher haben wir es vier Mal gespielt, davon ein Mal zu viert, ansonsten zu zweit. Für einen ausgereiften Bericht müsste ich es eigentlich noch etliche Male spielen, aber ich möchte euch auch zu diesem Zeitpunkt meine Gedanken dazu nicht vorenthalten.

Optisch sieht es zweifellos klasse aus. Die Farben der Holzelemente machen schon alleine was daher und das verknüpft mit den Grafiken von Michael Menzel wirkt zusammen einfach sehr hübsch. Leider ist der Spielplan aber alles andere als übersichtlich. Bereits der Spielaufbau gestaltet sich als schwierig, da man schlecht sieht wo welche Art von Plättchen platziert werden muss. Mit etwas Erfahrung wird man damit aber keine Probleme mehr haben. Die Pfeile von einem Gebäude zum nächsten sind allerdings auch schlecht zu erkennen und die sind für das Spiel-Geschehen nicht unwichtig. Das Material selbst ist nicht sehr gut verarbeitet. Einige Holzfiguren haben Dellen oder sind eingerissen.

Die Anleitung ist auch nicht sehr übersichtlich, aber da steigt man irgendwann durch. Leider finde ich die Symbolik auch nicht sehr einprägsam, was aber vermutlich der Komplexität des Spiels zu verschulden ist. Bei vielen Gunstplättchen und Personenkarten, die nicht immer alle im Spiel sind, muss die Anleitung bemüht werden, um deren Effekt zu verstehen. Immerhin ist jedes einzelne Plättchen und jede Karte beschrieben, also lässt sich damit gut leben.

Nun aber zum eigentlichen Spiel: Es würde definitiv zu weit führen hier die Regeln von Agra auch nur anzureißen. Ich konzentriere ich mich auf das Wesentliche, damit ihr meine Kritikpunkte nachvollziehen könnt.

Es geht darum auf viele verschiedene Arten Rupien zu erhalten, hauptsächlich durch die Veredelung und Verschiffung von Waren, aber auch durch das Steigen in der Gunst von Akbar zu steigen. Wer zum Ende des Spiels die meisten Rupien besitzt gewinnt das Spiel.

Zu Beginn seines Zuges und noch vor der Hauptaktion (also einen Arbeiter auf einem Aktionsfeld einsetzen) kann man Meditationspunkte ausgeben (also stehende Arbeiter hinlegen) und damit Extraaktionen ausführen. Außerdem kann man erworbene Gunststeine ausgeben, um jederzeit während seines Zuges andere Zusatzaktionen auszuführen. Dadurch entstehen unglaublich viele Möglichkeiten. Positiv herauszustellen ist, dass das Spiel trotz Regelerklärung von ca. einer Stunde recht simpel startet, da man zu Beginn weder stehende Arbeiter auf dem Spielfeld, noch Gunststeine hat. Man setzt also einen Arbeiter auf ein Aktionsfeld, führt diese aus und ist fertig. Doch schon bald hat man alle Möglichkeiten zur Verfügung und dann kann es schon extrem denklastig werden. Was die Downtime zusätzlich erhöht ist die Tatsache, dass ein Arbeiter, den man eigentlich zum Meditieren nutzen wollte auf einmal vom Spielfeld genommen werden muss. Das geschieht wenn ein Spieler, der vorher an der Reihe ist, die Aktion nutzen möchte auf der er stand. Und schon ist unter Umständen der ganze Plan für den nächsten Zug durcheinander geraten und man fängt erneut an zu überlegen.

Ein Zug könnte also folgendermaßen aussehen: Mit zwei meiner Gunststeine erwerbe ich ein Holz. Dann lege zwei meiner Männer zum Meditieren hin und wähle mit diesen Meditationspunkten die Aktion „Eine Ware veredeln“ und verwandele das Holz in ein Brett. Mit meiner Hauptaktion gehe ich auf den Schiffer, um dieses Brett an eine Persönlichkeit zu liefern. Das alles mache ich nur, um in der Gunst der Gilde zu steigen, der die Persönlichkeit angehört, damit ich dort lukrativer Aufträge erfüllen kann. Und wehe der vorherige Spieler nutzt die Meditationsaktion „Ware veredeln“ , denn dann ist diese besetzt und darf von mir nicht genutzt werden. Dann werfe ich meinen kompletten Plan über den Haufen und überlege erneut.

Fazit:

Die vielen verschiedenen Aktionsmöglichkeiten sind Fluch und Segen zugleich. Natürlich macht es Spaß sich einen Plan zu machen und das Spiel wird dadurch sehr vielseitig. Aber es fällt mir persönlich schwer weiter als den nächsten Zug im Voraus zu planen.

Trotz viel Gemecker ist Agra ein tolles, opulentes Spiel für das man einfach viel mehr Zeit bräuchte, um richtig in die Welt einzutauchen und die vielen Möglichkeiten auszuschöpfen. Einige Aktionsfelder wurden von uns noch kaum genutzt und die Personenkarten, die zusätzliche Fähigkeiten oder Boni ins Spiel bringen, wurden auch noch viel zu wenig in die Strategie integriert. Es war bisher eher so, dass man mal eine Person „mitnimmt“ und dann erst nachliest was sie überhaupt kann 😉 Leider befürchte ich, dass es bei uns Vielspielern einfach wegen so vieler anderer toller Spiele im Schrank zu selten den Weg auf den Tisch schaffen wird. Und je länger es mal stand, umso schwerer ist der Einstieg wieder. Trotzdem darf Agra bei uns bleiben und ich freue mich auf weitere Runden.