Ina zockt… die Kolonisten

Dieser Bericht ist der 100. Beitrag auf ina-zockt! Seit fast zwei Jahren blogge ich nun schon fleißig Berichte zu meinem größten Hobby und habe nach wie vor viel Spaß dabei. Aber was wäre ein Blog ohne Leser und daher möchte ich mich herzlich bei euch bedanken und freue mich immer wieder über eure Rückmeldungen.

Aber jetzt zum eigentlichen Thema: die Kolonisten von Tim Puls. Ich habe früher unheimlich gerne Anno und Siedler am PC gespielt und bin schon länger auf der Suche nach einem Brettspiel, dass sich ähnlich anfühlt. Vor einigen Monaten habe ich mir aus diesem Grund Imperial Settlers gekauft, was sich zwar nicht schlecht spielt, mit einem Aufbau einer Kultur für mich aber (ähnlich wie Dominion) nichts zu tun hat. Daher war ich bereits vor der Spielemesse in Essen sehr gespannt auf das Spiel „die Kolonisten“ , welches definitiv zu meinen Must Haves gehörte. Kolonisten ist in zweierlei Hinsicht das Schwergewichtigste, dass wir von der Spiel mitgenommen haben.

Mittlerweile haben wir drei Mal Kolonisten gespielt und zwar immer zu zweit. Zuerst das Einführungsspiel und anschließend die erste Epoche, dann mal an einem Sonntag Epoche 1 bis 3 und am vergangenen Wochenende dann endlich alle vier Epochen an einem Stück.

Da dieses Spiel sehr komplex und umfangreich ist, möchte ich euch hiermit nur einen groben Überblick verschaffen.

Bei Kolonisten bekommt jeder Spieler sein eigenes Tableau, auf dem man seine Rohstoffe und Gefolgsleute koordiniert und nach und nach Gebäude baut, ähnlich wie bei Agricola. Jeder startet mit zwei Höfen, auf dem je ein Bauer zu Hause ist, und ein paar Startressourcen wie Lehm, Holz und Nahrung sowie Werkzeugen.

 

Spieler-Tableau zu Beginn des Spiels
Spieler-Tableau zu Beginn des Spiels

 

Jeder beschäftigte Bauer (die später noch aufgewertet werden können) und jedes Gebäude sind am Ende des Spiels Münzen wert und wer das meiste Geld hat, gewinnt das Spiel. Die Aktionen jedes Spielers werden über den Markt gesteuert, welcher aus vielen verschiedenen Orten besteht:

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Ist man an der Reihe hat man drei Aktionen zur Verfügung und bewegt sich mit der Spielfigur über den Plan. Dabei darf man immer ein Feld weit in eine Richtung seiner Wahl gehen oder von überall aus auf einen Markt springen (Doppelfelder in beige). Es gibt Orte, die Rohstoffe einbringen wie z.B. das Uferwäldchen. Sobald ich diesen Ort besuche lege ich die Rohstoffe auf mein Tableau, also zwei Holz. Außerdem gibt es Orte bei denen ich gegen Abgabe von Rohstoffen Gebäude bauen kann, am Anfang des Spiels sind das eine Tonmulde, eine Försterei, weitere Höfe etc. Diese Gebäude platziere ich dann auf meinem Tableau. Hat jeder Spieler seine drei Aktionen ausgeführt, ist bereits ein Halbjahr zu Ende. Es folgt ein weiteres Halbjahr (jeder Spieler führt wieder drei Aktionen durch) und dann ist ein Jahr zu Ende. Es werden drei weitere Orte angelegt und es wird produziert. Einige Arbeiter müssen zunächst ernährt werden, die Beschäftigung von einfachen Bauern ist aber gratis. Danach produzieren die Gebäude Rohstoffe (eine Försterei produziert z.B. zwei Holz, eine Jagdhütte eine Nahrung), sofern sie mit Arbeitern besetzt sind. Dann folgt bereits das erste Halbjahr des nächsten Jahres. So werden fünf Jahre durchgespielt und dann ist die erste Epoche zu Ende. Unsere Spielpläne sahen nach der ersten Epoche so aus:

 

Ich habe zwei Lagerstätten, eine Försterei und einen weiteren Hof gebaut.
Ich habe zwei Lagerstätten, eine Försterei und einen weiteren Hof gebaut.

 

Andreas hat bereits mehrere Höfe, zwei Lagerstätten, eine Botschaft, Produktionsstätten für Holz und Lehm und eine Bibliothek gebaut
Andreas hat bereits mehrere Höfe, zwei Lagerstätten, eine Botschaft, Produktionsstätten für Holz und Lehm und eine Bibliothek gebaut

 

Im Laufe der zweiten Epoche kommen dann Orte hinzu, mit denen man die Rohstoffe weiter verarbeiten kann. Aus Holz werden Bretter, aus Lehm werden Ziegel. Auch die Bauern kann man aufwerten. Dazu muss sich ein Bauer auf seinem Hof befinden, nur dann kann man diesen Hof durch das Betreten des entsprechenden Ortes auf dem Markt in eine Wohnung umbauen. Der Bauer wird dann zurück in den Vorrat gelegt und durch einen gelben Bürger ersetzt. Bürger in Beschäftigung bringen am Ende des Spiels mehr Punkte als Bauern, allerdings arbeiten sie nur dann, wenn sie dafür eine Nahrung erhalten. In späteren Epochen können Bürger auch noch zu roten Kaufleuten aufsteigen. Die Wohngebäude für Kaufleute kosten aber hochwertige Ressourcen, außerdem muss man Kleidung für sie bereit halten.

Andreas hat eine weitere Försterei, eine Jagdhütte und ein drittes Lager bauen können. Außerdem hat er eine Karte ausgespielt.
Andreas hat eine weitere Försterei, eine Jagdhütte und ein drittes Lager bauen können. Außerdem hat er eine Karte ausgespielt. Ich habe ebenfalls eine Botschaft gebaut, eine Karte ausgespielt, die mir regelmäßig Lehm verschafft und habe ebefalls meine Lager und Höfe ausgebaut.

 

Das Spiel liefert unzählige unterschiedliche Gebäude, die theoretisch auch bei jedem Spiel zur Verfügung stehen. Allerdings kommt es darauf an wie die Orte am Markt anliegen. Liegt die Schneiderei bspw. weit weg vom Markt, ist sie schwer zu erreichen. Man müsste vorher alle bis dahin betretenen Felder ausführen. Hat man andere Möglichkeiten an Kleidung zu kommen, ist die Schneiderei damit eher uninteressant. Die Partien unterscheiden sich also hauptsächlich durch die unterschiedliche Auslage der Orte. Und genau das ist der Aspekt des Spiels, der mich zum Grübeln bringt. Einerseits sollen sich die Partien natürlich unterscheiden, ansonsten würde man irgendwann immer die gleiche Strategie fahren, wenn man einmal den Bogen raus hat. Andererseits finde ich es ärgerlich, wenn eine Planung deshalb nicht funktioniert, weil die Orte ungünstig für mich ausliegen. In der ersten Partie empfand ich die Umsetzung durch den Markt daher als etwas blöd. Meine

Der Markt nach der ersten Epoche
Der Markt nach der ersten Epoche

Strategie wurde zu sehr davon geleitet wo ich überhaupt wie hinkomme und das behinderte meinen Spielspaß bzgl. der Überlegungen welches Gebäude mir nun einen weiteren Vorteil verschafft. Nach den bisher gespielten Partien muss ich diesen Eindruck allerdings wieder revidieren. Man kann die Bewegung auf dem Spielfeld nämlich durchaus manipulieren. Zum Einen muss man darauf achten welche drei Orte nach der aktuellen Runde angelegt werden, diese liegen nämlich bereits zu Beginn der Runde offen aus. Ist dort ein Ort dabei, den ich gut gebrauchen kann, ist es von Vorteil sich den Startspieler zu nehmen, was ebenfalls durch das Besuchen eines Ortes möglich ist. Der Startspieler entscheidet nämlich wo die Plättchen angelegt werden. Außerdem gibt es Kolonien:

Unsere Kolonien in dieser Partie
Unsere Kolonien in dieser Partie

In jedem Spiel werden vier zufällige Kolonien ausgelegt. Durch das Besuchen des Diplomaten (ebenfalls ein Ort) kann man durch Abgabe der erforderlichen Rohstoffe eine Botschaft einer der vier Kolonien bauen. Diese Botschaft verleiht einem Vorteile und sie kann mit den kommenden Epochen weiter aufgewertet werden, wodurch man weitere Vorteile erhält. Die Boni der Kolonien sind ganz unterschiedlich, aber so gibt es zum Beispiel die Möglichkeit eine zweite Spielfigur für den Markt zu erhalten oder wenn man einen Ort nicht nutzen kann oder will, darf man sich stattdessen einen Rohstoff nehmen usw.

Ich muss also neben meinen Überlegungen was ich denn auf meinem Tableau bauen möchte auch im Auge behalten, ob ich mir nicht einen Vorteil einer oder mehrerer Kolonien zu nutze machen möchte. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Spiels ist die Lagerkapazität. Man hat grundsätzlich zu wenig Platz! Die Rohstoffe, die in den Produktionsstätten generiert werden, dürfen nur genutzt werden, wenn man sie zuvor ins Lager verschieben kann. Ist das bereits prall gefüllt, muss ich unter Umständen dort lagernde Ware wegwerfen, denn ein Umladen in die Produktionsorte ist nicht erlaubt. Kaum hat man eine Lagerstätte gebaut, ist die auch schon wieder voll und man hält Ausschau danach wie man seine Lager weiter vergrößern kann. Ein Horten von z.B. Holz bringt einem also nichts. Dieser Aspekt gefällt mir sehr gut.

Ihr seht also das Spiel ist sehr komplex und die Köpfe werden definitiv rauchen. Das Schöne daran ist, dass die Grundregeln aber nicht sehr schwer sind, es ist eben nur eine ganze Menge. Die einzelnen Orte sind größtenteils selbsterklärend, trotzdem sind einige in der Anleitung nochmals erklärt.

Spielt man alle Epochen am Stück, braucht man schon einige Stunden Zeit. Allerdings ist es möglich nur einzelne Epochen zu spielen. Man kann dabei z.B. auch bei Epoche 3 anfangen, wie das funktioniert ist genau in der Anleitung beschrieben. Wir haben es allerdings noch nicht ausprobiert. Außerdem kann man das Spiel auch abspeichern, in dem man die bereits gebauten Orte und Rohstoffe einfach in eines der unzähligen Tütchen macht und seinen Spielplan abfotografiert. Den Markt kann man ebenfalls abfotografieren oder man legt ihn einfach neu aus.

Bisher haben wir nur zu zweit gespielt, ich denke aber nicht, dass das Spiel mit steigender Spielerzahl wesentlich besser wird. Im Grunde spielt jeder für sich und man kann die Pläne der Mitspieler wenig vereiteln. Man kann maximal einen wichtigen Ort blockieren, allerdings ist er dann trotzdem nutzbar, die Mitspieler müssen lediglich eine Abgabe an den blockierenden Spieler leisten. Mich stört es bei diesem Spiel aber nicht im Geringsten, dass es wenig Interaktion gibt. Es macht trotzdem Spaß auf den Plan des Gegners zu schauen und diesen mit dem eigenen zu vergleichen. Welche Produktionsstätten hat mein Mitspieler schon gebaut? Wie kommt er an Nahrung? Hat er schon Wohnungen gebaut?

Bei unserer letzen Partie habe ich zu schnell Wohnungen gebaut und Kaufmänner eingesetzt und hatte dann auf einmal ein Ernährungsproblem. Ich musste viele Aktionen dafür aufwenden

Marktauslage nach der dritten Epoche
Marktauslage nach der dritten Epoche

beim Bäcker vorbeizugehen, um meine Vorräte aufzufüllen. Mein Freund hat das letzte Jahr des Spiels komplett verschenkt, weil seine Planung nicht aufging. Er hat sich keine Vorteile in der Bewegung mit der Spielfigur verschafft und konnte so den gewünschten Ort nicht mehr erreichen. Unsere Spiele sind bisher alle knapp ausgegangen, was mich immer wieder wundert, da man doch sehr unterschiedliche Gebäude baut und auf verschiedene Rohstoffe setzt.

Mein Dorf nach der dritten Epoche
Mein Dorf nach der dritten Epoche

 

Andis Dorf nach der dritten Epoche
Andis Dorf nach der dritten Epoche

Leider Gottes habe ich vergessen Fotos von unseren fertigen Dörfern nach der vierten Epoche zu machen. Die Pläne waren voll belegt und ich habe es geschafft einen Kaufmann in einem Lager zu beschäftigen. Bei den nächsten Partien werde ich daran denken. In dieser Runde konnte ich Andreas knapp knapp besiegen 🙂

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Mir gefällt Kolonisten richtig gut, das Feeling ein Städtchen aufzubauen kommt bei mir sehr gut rüber. Die ständige Rohstoffknappheit erinnert an Agricola. Die Mechanismen wie Bewegung über den Markt und das Ressourcen-Management funktionieren gut. Man möchte beim nächsten Spiel unbedingt seine Strategien verbessern und andere Kolonien ausprobieren. Ich liebe es nach einer Partie mein eigenes Fazit zu ziehen: Hätte ich nur früher meine Jagdhütte aufgewertet, mehr Bürger oder ein einziger Kaufmann hätten mir den Sieg gebracht oder ich hatte einfach ständig zu wenig Holz.

Wir werden mit Sicherheit noch oft Kolonisten spielen und ich werde sicher noch von der einen oder anderen Partie genauer berichten.

P.S. Redet mit bei www.brettspieltalk.de, schildert eure eigenen Erfahrungen und ladet Bilder zu euren Partien hoch 🙂

 

Ein Gedanke zu „Ina zockt… die Kolonisten“

  1. Ein toller Erfahrungsbericht, hat Spass gemacht ihn zu lesen!!

    Hab deinen Blog erst vor 2 Wochen ungefähr entdeckt, aber mich schon gut “durchgelesen“ 🙂 Mach weiter so 😉

    Viele Grüße
    Tibor

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